Die Corvette Z06 war schon immer die direkte Serien-Ableitung aus dem Rennsport. Das ist bei der neuen Z06 nicht anders. Die führt ihre Lebenslinie direkt auf die Corvette C8.R zurück, mit der GM seit 2020 im Rennsport mitmischt. Entsprechend setzt sich die Z06 in vielen Punkten von der normalen Stingray ab.
Für eine richtig fetten Auftritt sorgt die um 9,4 Zentimeter breitere Spur, die natürlich auch deutlich breitere Kotflügel an beiden Achsen mitbringt. Vorne drängen die Radläufe um jeweils 30 Millimeter weiter nach außen, hinten sind es 40 Millimeter. Die Z06 kommt so auf eine Gesamtbreite von 2.025 Millimeter. Zudem wachsen die seitlichen Lufteinlässe, um dem neuen V8 mehr Sauerstoff zuzuführen. Um mehr Kühlluft-Durchsatz bemühen sich auch die neu gezeichnete Frontschürze in Kombination mit der modifizierten Schürze hinten. Auf dem Heck sitzt eine zweigeteilte Spoilerlippe, die sich im Anstellwinkel verstellen lässt. An der Front führt ein zusätzlicher Splitter zu mehr Downforce.
Unsere Highlights
Größere Räder, straffere Abstimmung
In den Radhäusern drehen sich vorne 20-Zöller, hinten setzt die Z06 auf 21 Zoll große Räder. Für die Alu-Schmiedefelgen stehen fünf Designs zur Wahl. Bestückt sind diese vorn mit 275/30er Pneus und an der Hinterachse mit 345/25er-Reifen, die Michelin in Form von Pilot Sport 4S ZP beisteuert.
Um dem noch sportlicheren Anspruch gerecht zu werden, bringt das Magnetic-Ride-Fahrwerk eine straffere Abstimmung mit. Noch mehr Bremspower liefert die auf 370 Millimeter vergrößerte Sechs-Kolben-Bremsanlage an der Vorderachse. Hinten beißen die Vierkolben-Zangen gar in 380er-Scheiben. Geschaltet wird weiter per Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe. Für mehr Sprint-Power arbeitet dieses aber mit einer verkürzten Hinterachs-Übersetzung zusammen. Nicht fehlen darf in der Z06 eine Cockpit-Landschaft, die mit Carbon-Applikationen und viel Leder geflutet wird. Exklusiv für die Z06 ist dabei die Farbe Adrenaline Red.
Mega-Spoiler im Z07-Paket
Wer jetzt den bereits an den Erlkönigen gesichteten Mega-Heckspoiler vermisst, sollte einen Blick auf das optionale Z07-Paket werfen. Das macht die Z06 nämlich noch rennsportlicher. Hier findet sich als Paketinhalt dann auch der riesige Carbon-Heckflügel auf seinen hohen Stelzen. Passend dazu wandert ein zusätzlicher Splitter plus flankierender Flaps an die Frontschürze. Hinzu kommen ein neu verkleideter Unterboden, eine noch schärfere Fahrwerksabstimmung, eine Carbon-Keramik-Bremsanlage von Brembo mit 398er Scheiben vorn und 391er Discs hinten und extrem haftfreudige Michelin Cup 2R ZP-Reifen. Diese können gegen einen weiteren Aufpreis auf echten Carbonrädern montiert werden, die die ungefederten Massen nochmals um 18,6 Kilogramm reduzieren. Als Trockengewicht im Z07-Trimm gibt GM 1.561 Kilogramm an.
GM
Der komplett neu entwickelte LT6-V8 basiert auf dem Corvette-Rennmotor.
Das sind aber alles nur Äußerlichkeiten. Wenden wir uns dem V8-Herz der Z06 zu. Der komplett neu entwickelte Achtzylinder trägt den Code LT6 und bringt 5,5 Liter Hubraum mit. Aufladung? Fehlanzeige! Hier wird frei angesaugt und dank Flat-Plane-Kurbelwelle reichlich hochgedreht. Maximal 8.600 Touren gesteht GM dem Achtender mit Alu-Block zu. Vier Ventile – auf der Einlassseite aus Titan – je Zylinder und zwei obenliegende Nockenwellen je Zylinderbank steuern den Gasdurchsatz. Schmiedekolben aus Aluminium und Pleuel aus Titan reduzieren die bewegten Massen. Eine Trockensumpfschmierung sichert die Ölversorgung in allen Lebenslagen.
Flatplane-V8 mit 670 SAE-PS
Unter dem Strich zeichnet der LT6-V8 so eine Leistungskurve auf das Papier, die bei 670-SAE-PS bei 8.400 Umdrehungen und maximal 623 SAE-Nm bei 6.300/min gipfelt. Gemessen nach DIN dürften die Werte also noch etwas höher liegen. Laut Hersteller beschleunigt die Z06 damit in nur 2,6 Sekunden von null auf 60 mph (96,6 km/h). Verantwortlich für das ideale Zusammenspiel aller Komponenten ist beim LT6-Motor jeweils ein Arbeiter, der sich dann auch auf einer Plakette am V8 verewigen darf.
Gebaut wird die Z06 als Coupé und als Cabrio mit versenkbarem Hardtop sowie als Rechts- und Linkslenker im Corvette-Stammwerk Bowling Green. Angeboten werden zwölf Außen- und sieben Innenfarben. Zudem lässt sich die Z06 in vielen Punkten individualisieren. Die Preise starten für die Z06 des Modelljahres 2023 bei 105.300 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 108.000 Euro) plus Überführung für das Coupé; das Cabrio ist exakt 7.500 Dollar (fast 7.700 Euro) teurer. Zum Vergleich: Das Basismodell Corvette Stingray ist bereits ab 64.500 Dollar (ungefähr 66.000 Euro) erhältlich. Damit sind alle Corvette-Varianten inzwischen 300 Dollar teurer als im vergangenen Sommer.
Bestellungen erst gestoppt und wieder gestartet
Nachdem Chevrolet erst Ende Juli 2022 die Bestellbücher für die Z06 öffnete, waren diese nach wenigen Wochen bereits wieder geschlossen. Der Grund waren die allgegenwärtigen Probleme in der Lieferkette, die es GM unmöglich machten, die Produktion auf das gewünschte Niveau hochzufahren. Obwohl es am Interesse wahrlich nicht mangelte, wollte der Hersteller keine Unmengen an konkreten Bestellungen sammeln, die er dann womöglich nicht abarbeiten konnte. Inzwischen nimmt Chevrolet wieder Bestellungen für 2023er-Z06-Corvettes an. Das kommt durchaus überraschend; viele Beobachter sind davon ausgegangen, dass die Bestellbücher erst wieder für 2024er-Modelle geöffnet werden.
GM
Die Z06 ist in beiden Karosserievarianten zu haben.
Damit jene Z06-Käuferinnen und -käufer, die tatsächlich zum Zuge kommen, ihre begehrten Autos nicht direkt mit sattem Gewinn weiterverkaufen (das sogenannte "Flipping" könnte schließlich die andere Kundschaft verärgern und am Image kratzen), hat sich GM ein Anreizsystem ausgedacht. Wer am markeninternen Bonusprogramm "My Chevrolet Rewards" teilnimmt, erhält automatisch 500.000 Punkte, was dem Wert von 5.000 Dollar (gut 5.100 Euro) entspricht. Allerdings gibt es mehrere Haken: Die Summe gibt es nicht in bar, sondern die Bonuspunkte können nur für Zubehör oder andere das Auto flankierende Produkte eingelöst werden. Und GM wollte sie ursprünglich erst nach einem Jahr ausschütten. Wird das Auto früher verkauft, gehen der erste Besitzer oder die erste Besitzerin leer aus – so der Plan. Nach Protesten aus der Händler- und Kundschaft wurde dieses Zeitfenster nun allerdings auf sechs Monate verkürzt.
Ob die neue Corvette Z06 den Sprung nach Europa schafft, ist derzeit nicht bekannt. Nach dieser Modellversion folgen – zumindest auf dem US-Markt – noch die C8 E-Ray, die C8 Grand Sport, die ZR1-Version sowie der Zora.